Corona-Massnahmen: auf Altruismus statt Angst setzen

Solche Massnahmen haben Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Allgemeinheit und stellen eine grosse Herausforderung für die Behörden dar. Wie kann es gelingen, die Motivation für ein prosoziales und schützendes Verhalten langfristig aufrechtzuerhalten? Die Psychologie spielt bei der Erforschung der Aspekte, die den Menschen vor negativen Nebenwirkungen der Ausgangssperre schützen und gleichzeitig die Einhaltung der Gesundheitsregeln fördern, eine wichtige Rolle.
Anhand von Studien wurde bereits nachgewiesen, dass die Motivation für die Einhaltung der Ausgangssperre auch altruistischer Natur sein kann und über den reinen Selbstschutz hinausgeht. In der Pandemie wird laut den Autorinnen und Autoren einer neuen, in Scientific Reports veröffentlichen Studie die prosoziale Motivation unterschätzt. In dieser Studie zeigte der FSP-Psychologe Nicola Grignoli und sein Team, dass Empathie für die Schwächsten ein wichtiger Faktor darstellt. Die Forschenden stützten sich auf zwei retrospektive Studien, von denen sich eine auf die Allgemeinbevölkerung und die andere auf Covid-19-Erkrankte bezog.
Dabei zeigte sich, dass neben dem eigenen Gesundheitsrisiko auch die affektive Empathie ein wichtiger Indikator für die Akzeptanz der Corona-Massnahmen darstellt. Die sozialen Merkmale (wie Alter, Geschlecht, Haushaltszusammensetzung, Gesundheitszustand, chronische Krankheiten, Beruf und Bildungsstand) sowie das psychologische Leiden hatten hingegen keinen signifikanten Einfluss auf die Akzeptanz der Ausgangssperre.
Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, beim Informieren der Öffentlichkeit stärker auf altruistische Verhaltensweisen als auf Angst auslösende Botschaften zu setzen.
Petrocchi, S., Bernardi, S., Malacrida, R., Traber, R., Gabutti, L., & Grignoli, N. (2021). Affective empathy predicts self isolation behaviour acceptance during coronavirus risk exposure. Scientific Reports, 11:10153. doi: 10.1038/s41598-021-89504-w
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