Covid-App wird aus Eigennutz genutzt, weniger aus Solidarität

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Die Contact-Tracing-App des Bundes wurde im Juni 2020 lanciert, aber nur wenig genutzt. Vielleicht war der Appell an die Solidarität der falsche Ansatz in der Kommunikation.

Weshalb laden Menschen eine Pandemie-Warn-App herunter und benutzen sie auch? Das wollten Forschende der Universität Basel herausfinden, nachdem der Bund im Juni 2020 die SwissCovid-App lancierte. Damals hatten 27 Prozent der Bevölkerung die App installiert. Das sind viel zu wenige, um einer Pandemie entscheidend entgegenzuwirken.

Klar ist, dass je mehr Leute eine Contact-Tracing-App aktiviert haben, desto besser die Nachverfolgung von Infektionsketten funktioniert. In der repräsentativen Stichprobe wurden 757 Personen aus der Deutschschweiz von 18 bis 79 Jahren online befragt, wieso sie die App nutzten – oder eben nicht. 

Nach der Lancierung im Juni des vergangenen Jahres bemühten offizielle Kanäle und Medien meist altruistische Motive, um die App zu bewerben: Andere zu schützen, oder «die Kurve flach zu halten» gehörten zu den meistgenannten Argumenten, die möglichst viele zur Nutzung bewegen sollten.

Doch das Resultat der Studie legt nahe, dass die Behörden zukünftig in ähnlichen Situationen besser beraten sind, stattdessen an den Eigennutz appellieren: Die Auswertung der Rückmeldungen legt nahe, dass, je höher ein Mensch das Risiko für die eigene Gesundheit einschätzt, desto eher er die App nutzt. Wichtig ist den Befragten auch der Datenschutz: Wird dieser als hoch eingeschätzt, steigt die Bereitschaft, die App in Betrieb zu nehmen. Gleichzeitig finden es die Befragten wichtig, dass die Funktionsweise der Technologie gut erklärt wird. Besonders, wer wenig Affinität zur Technik hat, liesse sich auf diese Weise vielleicht überzeugen, wird in der Studie festgehalten. Förderlich für die Nutzung sei zudem eine grundsätzlich positive Haltung gegenüber den Covid-Massnahmen des Bundes.

Weniger wichtig sei hingegen das zunächst plausibel erscheinende Argument der Solidarität. Aber auch wirtschaftliche Risiken führten nicht dazu, dass die SwissCovid-App häufiger genutzt wurde. 

Albrecht, R., Jarecki, J. N., Meier, D. S., & Rieskamp, J. (2021). Risk Preferences and risk perception affect the acceptance of digital contact tracing. Humanities & Social Sciences Communications. doi: 10.1057/s41599-021-00856-0

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