Mit Knappheit konfrontiert

Die meisten von uns haben wohl noch nie erfahren, wie es sich anfühlt, wenn es an lebenswichtigen Dingen mangelt. Die Corona-Pandemie und später der Angriffskrieg gegen die Ukraine haben uns gezeigt, dass es nicht selbstverständlich ist, dass essenzielle Produkte wie Medikamente oder Ressourcen wie Energie stets verfügbar sind. Gemäss dem für die wirtschaftliche Versorgung des Lands zuständigen Bundesamt hat sich der weltweite Mangel an Antibiotika verschärft, insbesondere durch Produktionsrückgänge wegen der Lockdowns in China. Zurzeit kann die Nachfrage nach diesen und anderen Medikamenten nicht vollständig gedeckt werden. Und bezüglich Energieversorgung rechnet der Bund dieses Jahr mit einem Winter, der kritischer werden könnte als der letzte.
In einer Welt mit begrenzten Ressourcen und einer wachsenden Bevölkerung wird der Umgang mit Knappheit zum gesellschaftlichen Lernprozess. Eine solche Zeit, wie wir sie heute erleben, bietet eine gute Gelegenheit, umzudenken – in Krisen ändern sich Dinge schneller. Die psychologische Forschung zeigt, dass wir an Lebenszufriedenheit gewinnen können, wenn wir uns bewusst und freiwillig für einen einfacheren und damit nachhaltigeren Lebensstil entscheiden. Der deutsche Umweltpsychologe Marcel Hunecke beschreibt diesbezüglich sechs psychische Ressourcen, die uns zur Nachhaltigkeit führen: Achtsamkeit, Selbstwirksamkeit, Genussfähigkeit, eine solidarische Einstellung, Selbstakzeptanz und Sinnkonstruktion. Wenn wir als Menschen und als Gesellschaft diese Ressourcen fördern, die wir in uns tragen, steht uns ein nachhaltiger Lebensweg offen, der uns darüber hinaus auch zufriedener machen kann.
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