Psychoscope-Blog – Kinder- und Jugendlichentherapie? Kinderanalyse? – KINDERANALYSE!
Die Schweiz – aktuell unterversorgt mit Therapieplätzen für Kinder und Jugendliche – hat eine weltweit berühmte Berufstradition und Ausbildung in psychoanalytischer Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie mit internationalen Forschungsverbindungen. In der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse (SGPsa) wird diese qualitätsvolle Tradition seit 100 Jahren gepflegt. Deshalb gibt es ein starkes Ausbildungsangebot für exzellent qualifizierte psychoanalytische Kinder- und Jugendlichentherapeut:innen. Sie helfen heute in der Schweiz den Kindern und Jugendlichen aus ihrer seelischen Not und aus ihrer selbstmörderischen Welt heraus – sofern es für sie einen Therapieplatz gibt.
Therapiebeispiele und aktuelle Forschungserkenntnisse zur Kinder- und Jugendlichen-Psychoanalyse sind regelmässig zu finden in der Zeitschrift "Kinderanalyse". Sie feierte 2022 ihr 30-jähriges Bestehen. Im Jubiläumsheft 4/2022 eröffnete sie zum Thema «Spiel – Therapeutischer Raum – Deutung» eine Heft-Serie, in der die neuesten kinder- und jugendlichenanalytischen Forschungsarbeiten dargestellt werden (Siehe Infobox).

Der Beitrag «Das Spiel des Kindes» von Jacqueline Girard-Frésard (Ausbildungsanalytikerin der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse mit Praxis in Genf) gibt zum Beispiel eine Einführung in die psychischen Bedeutungen des Spielens und des Spiels in der Therapie. Dazu erhalten die Leserinnen und Leser einen Einblick in die Themenvielfalt von Kindern mit neurotischen Entwicklungshindernissen und mit Borderline- und Psychose-Erkrankungen, häufig in einer Kombination mit ADHS-Störungen, wozu Girard-Frésard bereits publiziert hat. Die unbewussten, unlösbar scheinenden Konflikte führen diese Kinder mit ihrer äusseren und inneren Realität in der therapeutischen Beziehung zu Girard-Frésard in einem festgelegten Rahmen in eine gute Entwicklung. Ihre therapeutische Methodik dazu, erprobt auf empirisch nachgewiesenen Theoriegrundlagen, beschreibt Girard-Frésard sehr einfach und klar – und überzeugt dadurch in ihren Falldarstellungen. Ihre therapeutische Haltung und Einstellung gegenüber den angstvollen, aggressiven, depressiven und verwirrten Kindern und ihren Eltern wird getragen von grosser verständnisvoller Geduld, Wertschätzung und Neugier, reicher Erfahrung und liebevollem Humor.
In den neuesten Beiträgen im April-Heft 2023 werden Prägungen von und psychische Wechselwirkungen mit Eltern, Geschwistern, Grosseltern und Therapeuten untersucht.
Kinderanalyse
Im Jubiläumsheft 4/2022 erfolgte die Themeneröffnung mit Beiträgen von drei Analytikern,
- Kai von Klitzing: Das ist kein Spiel! – Psychotherapie mit vernachlässigten Kindern,
- Heribert Blass: Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Schreien und Bewegen,
- Thomas Koch: Zwischen Körper und Sprache: Handeln, Spielen, Sprechen als Mittel der Darstellung und der Intervention.
Im Januar-Heft 1/2023 beschreiben ihre Therapie-, Methoden und Theorie-Arbeiten
- Jacqueline Girard-Frésard: Das Spiel des Kindes,
- Dieter Bürgin: Spiel- und Entwicklungsräume,
- Michael Günter: Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man spielen – oder mit den «Fingerspitzen schwätzen».
Im neuesten Heft 2/2023, das demnächst erscheint, befinden sich die weiteren Berichte zu Spezialbereichen der KINDERANALYSE-Jubiläumthematik:
- Dagmar Ambass: Grosse Mütter, Gossmütter und symbolische Väter. Funktionen und Rollen in der Familie.
- Tanja Müller-Göttken: Das Selbst im Spiegel. Psychoanalytische Perspektiven auf die Entwicklung von Selbst-Identität im intersubjektiven Raum,
- Lisa Werthmann-Resch: «Meine Schwester ... oder meine meine Frau?» Zur Bedeutung von Omnipotenzphantasien in Geschwisterbeziehungen.
Literatur
Girard-Frésard, J.(2018). Précis de psychothérapie psychanalytique de l’enfant autiste, psychotique et boderline. Paris: Eres.
Girard-Frésard, J. (2013). Von der Hyperaktivität zur Narrativität. Wie lässt sich potentiell Symbolisierendes in körperlicher Unruhe lesen? KINDERANALYSE, 4, 256-273.
Girard-Frésard, J. (2008). La peur des enfants. Paris: Odile Jacob.
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