Verschwörungstheoretiker haben Bedürfnis nach Einzigartigkeit

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Forschung
Um den Terroranschlag auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001 und um den Tod von Lady Diana im Jahr 1997 ranken sich viele Verschwörungstheorien.

Katastrophen und Unglücksfälle führen bei einigen Menschen zu Unsicherheit. Diese für Verschwörungstheorien empfänglichen Personen empfinden es erträglicher, wenn sie hinter Katastrophen Strippenzieher wähnen und nicht einfach Zufälle. Denn wir streben danach, die Welt zu verstehen. Und eine Erklärung für komplexe Zusammenhänge zu finden, erlaubt es uns, in einem Modell zu bleiben, in dem die Welt vorhersehbar und so zumindest potenziell auch kontrollierbar ist.

Es gibt aber auch einen anderen wichtigen Aspekt, warum manche Personen an Verschwörungstheorien glauben, wie der Professor der Sozialpsychologie Roland Imhoff und die Psychologin Pia Lamberty von der deutschen Gutenberg-Universität Mainz belegten: das Bedürfnis, einzigartig zu sein.

Anhand von drei Studien zeigten die Forschenden, dass ein bescheidener, aber robuster Zusammen- hang zwischen dem Bedürfnis nach Einzigartigkeit und einer "Verschwörungsmentalität" sowie dem Glauben an spezifische Verschwörungstheorien besteht.

In einer der Teilstudien wurde der Hälfte der 290 Teilnehmenden gesagt, bei der beschriebenen Theorie handle es sich um einen Sachverhalt, der von 81 Prozent der Deutschen geglaubt wurde. Die restlichen Testpersonen bekamen das Gegenteil beschieden: 81 Prozent der Deutschen zweifelten die Theorie an.

Die Information über die Popularität der Theorie hatte insgesamt keinen Einfluss auf die Testpersonen. Auf die Personen hingegen, die zuvor als anfällig auf Verschwörungstheorien eingestuft wurden, hatte die Information sehr wohl einen Einfluss: Sie glaubten der Theorie eher, wenn sie als unpopulär dargestellt wurde.

Erstaunlich auch, dass die in der Studie erwähnte Verschwörungstheorie, die von den Forschenden erfunden wurde (die in jeder Wohnung installierten Rauchmelder würden seit neustem manipulative Strahlen aussenden), von einem Viertel der Testpersonen auch dann noch geglaubt wurde, als die Forschenden ihnen offenbarten, dass die Geschichte Fiktion sei. Dieses Festhalten korrelierte mit dem von den Testpersonen selbst eingeschätzten Bedürfnis nach Einzigartigkeit.

Studie:
Imhoff, R. & Lamberty, P. (2017). Too special to be duped: Need for uniqueness motivates conspiracy beliefs. European Journal of Social Psychology. doi: 10.1002/ejsp.2265
 
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