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Grenzen des Nudgings

30 Nov 2022
FSP
Forschung
30 Nov 2022
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Flugzeug über den Alpen
Bao Menglong on Unsplash
Preissensitive Kundschaft

Sogenanntes «Nudging» (Anstupsen) wird in der Verhaltensökonomik erforscht und in Wirtschaft und Politik angewandt. Sogenannte Defaults (Voreinstellungen) spielen dabei eine wichtige Rolle. Beispielsweise werden viele Schweizerinnen und Schweizer automatisch mit grüner Energie versorgt, wenn sie nicht explizit widersprechen – im Energievertrag ist etwa Ökostrom als Standard gesetzt. Bisherige Forschung zeigt, dass Defaults das Verhalten sehr effektiv steuern. Wie effektiv sind sie aber bei höheren Kosten?  

Erstmals untersuchten Forschende der Universität Bern diese Frage. Dazu verwendeten sie Daten aus der Online-Plattform einer grossen europäischen Fluggesellschaft, auf der das Kohlendioxid der Flüge kompensiert werden kann. Die Kundinnen und Kunden können entscheiden, wie schnell sie das durch den Flug entstandene Kohlendioxid kompensieren wollen. Dabei leiten Defaults das Verhalten der Kundinnen und Kunden dahingehend, die kurzfristigere Kompensation zu wählen. Diese Kompensation wird mittels Investition in synthetisches Kerosin ermöglicht. Dieses ist sehr teuer, lässt aber die Emissionen erst gar nicht entstehen. Langfristigere Kompensation auf der anderen Seite erfolgt durch eine Investition in Aufforstungsprojekte, die das Kohlendioxid innert 20 Jahren kompensieren können.  

Die Forschenden analysierten die Wirksamkeit der Defaults gemäss ihren Kosten. 43,3 Prozent der Passagiere akzeptierten den gesetzten Default, trotz der teilweise hohen individuellen Kosten. Je teurer der Default jedoch war – gemessen im Vergleich zu billigsten Kompensationsmöglichkeit– desto weniger effektiv war er. «Sehr teure Defaults wurden nicht mehr akzeptiert», schreibt Erstautor Sebastian Berger. Menschen liessen sich nicht beliebig «nudgen» und reagierten sehr preissensitiv auf die Kosten.  

Gemäss den Forschenden könne man davon ausgehen, dass Nudging besser funktioniert, wenn es mit anderen Zielen im Einklang steht. Anreize, welche etwa zu Einsparung von Energie beitragen, seien vermutlich effektiver als solche, welche mit hohen Kosten einhergehen. «Dies könnte auch helfen, geeignete Methoden zu finden, wenn es zu Versorgungskrisen kommt und man schnell Energie sparen muss», schreibt Sebastian Berger. Nudging könnte dazu beitragen, Energie einzusparen und die Nachfrage nach nicht erneuerbaren Energien zu drosseln.

Referenz
Berger, S., Kilchenmann, A., Lenz, O., Ockenfels, A., Schlöder, F., & Wyss, A.(2022). Large, but diminishing effectiveness of climate action nudges under rising costs. Nature Human Behaviour. doi: 10.1038/s41562-022-01379-7
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